gab und gibt es in mehreren Hinsichten - ebenso wie in die entgegengesetzte Richtung. Es handelt sich einerseits um die judaisierenden Sekten Rußlands (u.a. sogenannte Subbotniks - von "Subbota" russisch für Samstag), die dort im 17.-19. Jahrhundert entstanden sind und noch dort leben. In Wikipedia fällt der Begriff der judaisierenden christlichen Sekten ("judaizing sects") und es wird betont, daß die Subbotniks nicht die einzige, wenn auch die wohl bekannteste dazu gehörende Untergruppe sind.
Obwohl es sich nachweislich um Konvertiten aus dem Christentum handelt, fallen sie jedoch unter das israelische Einwanderungsgesetz "Gesetz zur Rückkehr". Das "obwohl" gehört hier großgeschrieben, da es sich, folgt man dem Rückkehrgedanken dieses Gesetzes, dabei nachweislich nicht um Abstammende der alten Hebräer handeln kann, weil es halt Konvertiten sind. Jedoch sind sie teilweise lang vor der Staatsgründung Israels in das Heilige Land eingewandert und leben dort mittlerweile als normale jüdische Israelis. Yoav Regev ist der Autor eines hebräischen Buches über die frühen Einwanderer ("Subbotniks in the Galilee").
Da sie historisch ihren Glauben geheimhielten und auch ihr gegenwärtiger Status in Rußland nicht eindeutig ist, scheint niemand so recht zu wissen, um welche Bevölkerungszahlen es sich historisch und gegenwärtig handelt(e). Jedoch haben sie sich offensichtlich im Laufe der Zeit mit aschkenasischen Juden im Rußland vermischt, so daß wahrscheinlich ein Großteil ihrer Nachfahren bereits entweder in die USA oder nach Israel im Zuge der großen jüdischen Migrationswellen aus dem Ostblock nach dessen Zusammenbruch ausgewandert sind. Das könnte aber im Blick auf die Diskussion, ob "jüdisch sein" ethnisch definiert werden kann (was angesichts der ethnischen Vielfalt sowieso recht unlogisch erscheint) und wieviel "Konvertitenblut" in heutigen als jüdisch anerkannten Menschen fließt, interessant sein. Und ebendieses Thema stellt das zentrale Argument des vieldiskutierten Buches von Shlomo Sand dar.
Außerdem gibt es noch eine größere Zahl von afroamerikanischen Konvertiten, die sich "Black Hebrew Israelites" nennen und bis zu 200.000 Mitglieder umfassen sollen. Davon ist in den 1960ern eine Splittergruppe, die "Black Hebrew Israelites of Jerusalem" nach Israel eingewandert und lebt gegenwärtig v.a. in der Stadt Dimona im Süden des Landes in der Negevwüste (gegenwärtig ca. 5000 Personen). Bei ihnen gestaltet sich der Sachverhalt bzgl. der Abstammung und Konversion genau so wie bei den Subbotniks. Jedoch werden sie im Gegensatz zu diesen in Israel nicht als Juden anerkannt.
Diese formale Anerkennung, dieser "Beweis des Jüdischseins" ist aber für das Leben in Israel (sollte man daran interessiert sein) von grundlegender Bedeutung. Und das kann man sich vom Shorashim Center, das seit Neuestem praktischerweise eine Außenstelle in Moskau hat, bestätigen lassen. Die ca. 320.000 der 1,1 Mio israelischen Einwanderer aus Rußland in den letzten zwei Dekaden können von der daraus resultierenden Ungleichbehandlung in Israel ("status-less people") ein Lied singen. Für die halbe Million Juden, die in den letzten 35 Jahren von Rußland in die Vereinigten Staaten ausgewandert sind oder die 150.000 - 200.000 Auswanderer nach Deutschland ist das kein Thema, da es in den westlichen Ländern im Gegensatz zu Israel ein Zivilrecht gibt, das jeden Menschen unabhängig vom Glauben und der ethnischen Zugehörigkeit gleich behandelt (was in Israel NICHT der Fall ist). Der Artikel spricht von 160.000 registrierten in Rußland verbliebenen Juden, mir einer Dunkelziffer von bis zu etwa einer halben Million. Der Artikel ist aber noch aus einem anderen Gesichtspunkt sehr interessant: er spricht von "Jewish nationality" als auch von "Jewish society", was auch immer das sein soll (offen gesagt, ist das vollkommener Unsinn!!!). Ich frage mich, wie man eine "jüdische Staatsangehörigkeit" erhalten können soll? Vom Staat Judestan etwa? Man kann sicher eine israelische Staatsangehörigkeit erhalten, nur dumm, daß "israelisch" und "jüdisch" zwei gar verschiedene Sachen sind... man sollte meinen, wenn man in Israel lebt, was ich vom Autor annehme, sollte man sich dieses Sachverhalts im Klaren sein, aber offensichtlich ist das nicht der Fall.
Fotos und Impressionen von Kurzreisen durch das Morgenland (Israel, Palästinensische Gebiete etc.). Gedanken und Eindrücke aus weiteren Besuchen im Heiligen Lande. Information und Meinungskampf.
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Samstag, 4. Februar 2012
Jüdische Konvertiten aus dem Christentum
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