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Humanist vielleicht und vielleicht liberal; Menschenfreund im Allgemeinen; reflektierend; angeborener Gerechtigkeitssinn

Sonntag, 11. März 2012

Mißbrauch des Holocaust

- den zu betreiben, ist Netanyahus liebstes Geschäft! Er mißbraucht damit in verantwortungsloser Weise die Geschichte, um sie politisch auszunutzen. Wenn europäische oder amerikanische Politiker die durch das dritte Reich verantwortete Geschichte in ähnlicher politischer Weise hin und wieder mißbrauchen, dann hagelt es wortgewaltigen Protest von einer Reihe von Organisationen. Natürlich ist das ebenso verantwortungslos und zu verurteilen. Jedoch muß sich Netanyahu im Klaren sein, daß er als israelischer Ministerpräsident dahingehend keinerlei spezielles Vornutzungsrecht zum Mißbrauch schwerwiegender geschichtlicher Ereignisse besitzt. Keiner besitzt dies. Andererseits, wenn Netanyahu und seine Anhänger auf solche Vergleiche schwören, dann sollen sie auch jedem anderen erlaubt sein (was ein Faß ohne Boden öffnen würde!). Und natürlich ist dieser Vergleich nicht nur zutiefst verantwortungslos, sondern auch falsch!


1944 wurden Teile der deutschen Bevölkerung und Teile der Bevölkerungen der im Verlaufe des Zweiten Weltkrieges eroberten Staaten in industriellem Maßstab ermordert. Und, was Netanyahu gern übersieht, es handelte sich nicht nur um Juden, wenn auch die meisten von ihnen Juden waren. Im Jahr 2012 handelt es sich um einen politischen Konflikt zwischen zwei Staaten im Nahen Osten. Das eine hat mit dem anderen rein gar nichts zu tun. 1944 waren der hitlerschen Vernichtungspolitik wie auch dem schmutzigen Krieg bereits millionen Menschen zum Opfer gefallen. Bis zum Jahr 2012 wurden einige iranische Nuklearwissenschaftler auf geheimnisvolle Weise ermordet, sonst ist noch nichts passiert außer dem Austausch viel heißer ideologischer Luft. Obwohl Israel seit Monaten einen Angriff auf den Iran öffentlich diskutiert, sind die (atomaren) Angriffs- und Vernichtungspläne des Iran gegen Israel bislang reine Spekulation. Und der Iran wird auch nicht angreifen, da der Beginn eines Krieges (entgegen der weltfremden Wahrnehmung viele israelischer Politiker) sicher nicht im Interesse des Irans liegt.

Netanyahus politisches Ziel liegt auf der Hand: der Versuch, die USA zu erpressen. Je größer und farbenfroher der Teufel in der Form der vom Iran beabsichtigten Vernichtung Israels an die Wand gemalt wird, umso mehr politische, militärische und wirtschaftliche Unterstützung erfährt die derzeitige israelische Regierung vor allem von den USA. Offensichtlich haben die israelischen Politiker nicht ausreichend darüber reflektiert, wie lang die Politiker und die Bevölkerung der USA sich noch von einem Land, das weniger Einwohner als New York hat und mehrere tausend Kilometer entfernt liegt, auf der Nase herum tanzen lassen wollen und welchen ökonomischen und politischen Preis, die USA gewillt sind, für den Verbündeten Israel zu zahlen. Politische Unterstützung hin oder her, wirtschaftliche und tagespolitische Zwänge in den USA diktieren in gewisser Weise (wie in jedem Land, das eigenverantwortlich und unabhängig handelt) den politischen Möglichkeitsraum.

"Israel das Recht auf Selbstverteidigung vorbehalte", sicher, das hat jeder Staat - nur zwingt ein israelischer Erstschlag, die USA zum Handeln, da die israelische Armee bei aller amerikanischer Militär-Unterstützung nicht in der Lage ist, einen Gegenschlag des Iran abzuwehren. Ein israelischer Erstschlag würde gesamte Region in eine Katastrophe stürzen, die dann die Existenz Israels in der Tat nachhaltig bedrohen würde. Das weiß Netanyahu so gut wie Obama. Doch kokettiert Netanyahu damit.

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