Über mich

Germany
Humanist vielleicht und vielleicht liberal; Menschenfreund im Allgemeinen; reflektierend; angeborener Gerechtigkeitssinn

Donnerstag, 25. November 2010

Entgegengesetzte Weltsichten...

Man kann die Vereinigungen, die ich unter "Menschenrechte und so..." im rechten Balken weiter unten aufzähle (wie z.B. Ir Amim), eben als Menschenrechtsorganisationen ansehen oder aber als "Antiisraelische israelische NGOs", wie dieser tolle Link der in Leipzig ansässigen Organisation "German Media Watch" so aufklärerisch mitteilt. DAS ist das grundlegende Problem, wenn sich im Netz und in Israel und den palästinensischen Gebieten solche Radikalen rumtreiben, die nicht fähig sind, differenziert zu denken und z.B. Menschenrechtsorganisationen, weil sie kritisch an heikle Themen rangehen, als Halbkriminelle oder gar "jüdische Antisemiten" (Broder) etc. darstellen. Meiner Meinung nach handelt es sich entweder um Leute, die es entweder geistig nicht erfassen können, was der Unterschied zwischen sachlicher Kritik und blinder Hetze ist, oder derartig indoktriniert sind, daß ihnen differenziertes Denken vollkommen fremd ist... Leider...

Aber diese abgrundtief schwachsinnige, jedem gesunden Menschenverstand widerstrebende "Weltsicht" ist mir einige Gedanken wert. Der Grundtenor aller Vertreter dieses Dogmatismus ist der, daß jemand, der Israel, d.h. die isralische Politik, auf irgendeine Weise kritisch anschaut, und noch dazu, wenn es sich um jüdische oder jüdisch-israelische Personen oder Institutionen handelt, sofort von ihnen als "antiisraelisch" oder gar "antisemitisch" stigmatisiert werden. Und es ist nicht nur eine werturteilsfreie Klassifizierung, nein es handelt sich um mehr oder weniger starke Stigmatisierung, wie man auf obigen verlinkten Seiten oder in ach so geistreichen Ergüssen des glorreichen Prachtjournalisten H.M. Broder leicht erkennen kann. Nun, wenn man etwas darüber nachdenkt, dann erscheint einem das als recht extreme Schwarz-Weiß-Malerei, als (allein) politisch motivierter Ausdruck scheinbar "politisch korrektem Verhaltens", um einmal einen Begriff aus der Geisteswelt derjenigen aufzunehmen.

Unsereiner kritisiert ja nun jeden Tag, man kritisiert das Wetter, man kritisiert den Chef, die Kollegen, die deutsche Regierung, diesen und jenen Poltiker, die Stadtverwaltung. Man kritisiert alltäglich sehr vieles. Man kritisiert die russische Regierung, Berlusconi veilleicht, die französische Regierung, weil sie Sinti und Roma aus demLand verfrachten möchte bzw. dies tut etc. etc.. Manche Leute sollen sich ja sogar selbst kritisieren. Ganz normal in unseren Breiten und fällt niemandem auf. Eigentlich. Eigentlich, außer es geht um Israel, d.h. um die israelische Poltitik. Die soooo trefflich bezeichneten "Antiisraelischen israelischen NGOs" und andere kritische Stimmungen richten sich nicht an den Lebensstil des durchschnittlichen Israelis, seine Ernährungsvorlieben oder seine Lieblingskleidung, sie sind indifferent hinsichtlich der Verkehrs- oder Einwanderungspolitik.

Es geht ihnen v.a. um Menschenrechte, um Menschenrechte in Israel, in Palästina und im Verhältnis der beiden politischen Einheiten (man kann ja nicht von "Ländern" sprechen, da die palästinensischen Gebiete kein selbstständiges Land darstellt). Wenn sie "antiisraelisch" wären, so sollte man denken, sie wären kritisch gegenüber ALLEN Facetten der israelischen Realität, z.B. hinsichtlich obiger Aspekte und noch vielen mehr. Und "antisemitisch" wären sie, wenn sie per se gegen Juden wären, allein aus dem einzigen Grund, weil sie Juden sind. Nun, dies trifft schon gar nicht zu, denn die Arbeit dieser Organisationen ist ja auf die Gestaltung und Auswirkungen poltischeer Maßnahmen gerichtet, sie richten sich weder auf eine Religion noch auf eine Ethnie/ ein Volk (wenn man Jüdisch-Sein so verstehen möchte).

Der implizite Vorwurf, die Unterstellung ist nun, daß die kritischen Stimmen eigentlich ja gar nicht nur kritisch sind, sondern ihren Antisemitismus und ihren Antiisraelismus nur dahinter verstecken. Nun, was soll man da entgegnen? Ich bin überzeugt, der Unterschied zwischen kritischen Stimmen, wie auch ich sie unterstütze, und Antiisraelismus/ Antisemitismus ist mehr als offensichtlich. Vor allem wenn es sich um kritische Stimmen aus Deutschland handelt, dann schwingt in der Diskussion oft unterschwänglich die Annahme mit, daß der Deutsche ja sowieso einen latenten Antisemitismus in sich trägt, sozusagen vom Antisemitismusvirus von Geburt an befallen ist, weil er oder sie deutsch ist, und die Krankheit bei dem oder der Einen halt ausbricht, beim Anderen aber nicht und sich beim Dritten halt versteckt in des Symptoms der Kritik israelischer Politik äußert. Ich glaube nicht daran, da Judenhass immer im größeren zeitlichen Kontext gesehen werden muß. Es handelt ich nicht um ein über allen komplexen gesellschaftlichen und sozio-ökonomischen Zusammenhängen.

Interessanterweise findet diese Diskussion schwerpunktmäßig außerhalb Israels statt, in Deutschland, den USA etc. Und in Israel? Da kritisieren die Israelis, d.h. verschiedene gesellschaftliche Gruppen zu verschieden Zeiten und aus verschiedenen Gründen, ihre eigene Regierung alle Nas lang, wegen den Rentenpolitik, der Wasserpolitik, der Einwanderungspolitik, hinsichtlich des Umgangs mit den Ultraorthodoxen oder dem Regierungsverhalten im Falle Gilad Schalit (siehe Wikipedia oder die Homepage des Projektes). Was denn damit ist? Ist das auch antiisraelisch, weil es die israelische Regierung kritisiert? Tja, wer weiß...

Siehe auch HeiseOnline oder hier oder hier bzw. diese sehr interessante, innerisraelische Perspektive oder auch diese (ganz unten: "Occupation is the disease.") oder diese, hier oder hier - demnach sind die innenpolitischen israelischen und jüdischen Diskurse offensichtlich durch und durch kontorvers - etwas, das Mitmenschen/ Geistesbrüder wie die oben genannten, wohl os gar nicht verstehen können... oder wollen...

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