Über mich

Germany
Humanist vielleicht und vielleicht liberal; Menschenfreund im Allgemeinen; reflektierend; angeborener Gerechtigkeitssinn

Donnerstag, 29. Dezember 2011

Der Kulturkampf in Israel

polarisiert zusehends. Sogar deutsche Medien berichten ausführlich über dieses Thema, das innenpolitisch natürlich von überaus großer Wichtigkeit ist, weil es über die Zukunft des Landes entscheiden kann. Dieser zukünftige Charakter des Landes ist ganz sicher noch nicht sicher. Dementsprechend intensiv wird es gegenwärtig in den israelischen Medien und der israelischen Gesellschaft heiß diskutiert und immer neue Fälle von Übergriffen auf Frauen und weiteren Konfrontationen dieser Art werden berichtet (Übergriffe auf Journalisten, Sicherheitskräfte und (weibliche) Soldaten; Verunglimpfung als "Nazis", explizite Vergleiche mit der Judenverfolgung durch die Nazis, "Ortho-Fascist camp" und ähnlich harte Bandagen). Und der Konflikt scheint nicht nicht abzuflauen.

Hier ein Video davon. Hier ein weiteres - Richard Schneiders sehr (wieder einmal) sehr interessanter Hintergrundbericht (ARD-Bericht zu einem weiteren Vorfall). Und hier eines von einer, naja, etwas lockeren Gegenaktion.


Jedoch ist dies nicht der einzige Kulturkampf in diesem Land. Es gibt andere kulturelle Kämpfe, die vom Kommentatoren sogar als der Beginn eines israelischen Bürgerkriegs interpretiert werden, oder zumindest kulturelle Konflikte, die schon wesentlich länger existieren, wie zum Beispiel der zwischen den askenasischen auf der einen und den sephardischen/ mizrahischen Juden auf der anderen Seite existiert (der oft als Kultur vs. Kulturlosigkeit wahrgenommen wird). Auch ältere und neuere Konflikte mit Einwanderern und Rassismus gegen diese und andere Minderheiten in Israel verstärken sich, was besorgniserregend ist und diese Minderheiten öffentlich anprangern. - Diese widerwärtigen Neger sollen sich gefälligst beim israelischen Staat für ihre Aufnahme bedanken, verkündet der Staat! - Zum Glück reagiert ein weiser alter Mann mit weisen Worten darauf. Auch gibt es einen gewissen Kulturkampf zwischen amerikanischen Juden und den israelischen, da die kulturellen Prägungen sehr verschieden sind und unter den amerikanischen Juden bei aller Unterstützung für Israel (zum Glück) einige gibt, die "Unterstützung Israels" nicht mit der "Unterstützung israelischer Regierungspolitik" gleichsetzen. Die gegenseitige kulturelle Entfremdung und der kulturelle Dissenz soweit, daß amerikanische Juden die Ermöglichung der Zivilehe in Israel und die Rückdrängung der Orthodoxie fordern.

Weiterhin ist neuerlich ein Zwist zwischen der israelischen Armee und (national-) religiösen Soldaten ausgebrochen, die das Singen von weiblichen Soldaten in der Öffentlichkeit bannen wollen, und weitere wertkonservative Entwicklungen. Und die Kämpfe (vielsagend sind die Kommentare unter diesem Artikel!) werden manchmal mit - nun - in meinen Augen recht primitiven Mitteln und auf recht platte oder aber manchmal auch kreative Weise geführt.

Am 2. Januar 2012 nehmen sich auch die deutschen Medien dieses Themas an.

Das Thema will und will aber nicht aus der Welt gehen... unter anderem deshalb, weil gewisse israelische Kreise offenbar Interesse an einer Eskalation haben und die Kultur und die Traditionen dieser Einwanderer (die israelische Behörden selbst ins Land gebracht haben!!!) offensichtlich auch von offizieller Seite nicht als erhaltenswert angesehen werden.

Zum Glück gibt es auch intelligente Gegenstimmen. Danke. Und Friedensaufrufe.

Einen intimen Einblick in die israelische Gesellschaft und die israelische Psyche, der mit den oben erwähnten Kulturkämpfen zu tun hat und diese gar teilweise bedingt, wenn nicht gar auslöst, gibt dieser Artikel von Yair Lapid.

Keine Kommentare:

Oftgelesen im letzten Monat

Oftgelesenes