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Humanist vielleicht und vielleicht liberal; Menschenfreund im Allgemeinen; reflektierend; angeborener Gerechtigkeitssinn

Donnerstag, 17. Mai 2012

Der Nakbatag und die Demokratie

Der Nakbatag wird jährlich gleichermaßen von israelischen Arabern wie auch Palästinensern am 15. Mai gedacht ("nakba" heißt auf arabisch "Katastrophe"). Während die israelische Regierung nicht müde wird, die Bedeutung der Katastrophe (hebr. "ha-Schoa") für das jüdische Volk zu betonen (was sehr wichtig ist, da dieses traumatische Ereignis nicht vergessen werden darf) und v.a. zum eigenen Vorteil politisch auszunutzen (was unlauter, unverantwortlich und ein Mißbrauch der Geschichte ist), gesteht genau diese Regierung Anderen, v.a. den Palästinensern, nicht das Gleiche zu, d.h. der Katastrophe für ihr Volk/ ihre Gemeinschaft zu gedenken. Dabei ist die Frage des Vergleichs der beiden Katastrophen, welche schwerer war, vollkommen irrelevant. Das Ausschlaggebende ist die Wahrnehmung des Ereignisses innerhalb der Gemeinschaft und dies ist in beiden Fälle die einer Katastrophe. Die Katastrophen beider großen Bevölkerungsgruppen innerhalb Israels wie auch des jüdischen Israels und der Palästinenser, so verschieden sie sein mögen, müssen der Gerechtigkeit halber in ihrem Vaterland sowohl von der politischen Klasse als auch von beiden gesellschaftlichen Gruppen bzw. beiden politischen Einheiten und Gesellschaften gegenseitig anerkannt werden, sonst kann von Gleichberechtigung und gleicher Teilhabe an einem Staat bzw. einer nachhaltigen Versöhnung keine Rede sein.


Doch ist der Staat Israel leider noch sehr weit davon entfernt, die Katastrophe der arabischen Israelis und der Palästinenser anzuerkennen, im Gegenteil, er tut sein Bestes, um sie auszulöschen zu versuchen, indem er sie z.B. mit dem Nakbagesetz gesetzlich zu verbieten versucht (z.B. durch grundlegende finanzielle Bedrohung). Es existieren auch eine Reihe von Verschwörungstheorien, so daß z. B. die Palästinenser selbst für die Nakba verantwortlich wären, etc.. Jedoch sollte er, wenn es sich tatsächlich um eine Demokratie handelt, dies tun, denn sie ist ein unbestreitbarer Teil seiner Geschichte und der Geschichte eines Teiles seiner (nicht auslöschbaren) Bewohner, die bis zum heutigen Tag fortwirkt. Und dies angesichts der Tatsache, daß die israelische Regierung viel Energie in die Verzerrung des Gedenktages investiert wie auch die rechten Ideologen. Dieser Umstand demonstriert lebendig, wie stark das Verlangen des offiziellen und des (selbstge-) rechten Israels nach einer verzerrten Geschichtsschreibung ist, wie stark man das Andere, das Nicht-Jüdische in der Geschichte des Heiligen Landes (irrationalerweise) als (existenstielle) Bedrohung wahrnimmt.


Die israelische Polizei ging dabei außerdem harsch gegen Aktivisten der israelischen Nichtregierungsorganisation Zochrot vor, indem sie mehrere von ihnen allein für das öffentliche Gedenken in der Form des lauten Lesens der im Rahmen der Nakba vernichteten palästinensischen Orte einkerkerte (wogegen (in der Vergangenheit in Rassismus endende) rechte Demonstrationen wie am Jerusalemtag, die mit Sicherheit Unruhen zur Folge haben, von der Polizei geschützt werden!). Und das OHNE, daß diese ein Verbrechen begangen oder in irgendeiner anderen Form gegen israelische Gesetze verstoßen hatten. Der Grund war lediglich der israelischen Regierung unbequeme Ideen laut auszusprechen. So wurden auch arabische und israelische (v.a. weibliche) Demonstranten durch die (männliche Beamte der) israelische Polizei an den Tagen zuvor in für eine Demokratie nichttolerierbare Weise grob mißhandelt. Das überschreitet - wie so manch Anderes - das Tolerierbare, was noch als "Demokratie" oder gar als "Rechtsstaat" durchgehen könnte...

In den Palästinensergebieten hat der Gedenktag dagegen wie üblich für Unruhen, Verletzte und Tote gesorgt.

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