Der Nakbatag wird jährlich gleichermaßen von israelischen Arabern wie auch Palästinensern am 15. Mai gedacht ("nakba" heißt auf arabisch "Katastrophe"). Während die israelische Regierung nicht müde wird, die Bedeutung der Katastrophe (hebr. "ha-Schoa") für das jüdische Volk zu betonen (was sehr wichtig ist, da dieses traumatische Ereignis nicht vergessen werden darf) und v.a. zum eigenen Vorteil politisch auszunutzen (was unlauter, unverantwortlich und ein Mißbrauch der Geschichte ist), gesteht genau diese Regierung Anderen, v.a. den Palästinensern, nicht das Gleiche zu, d.h. der Katastrophe für ihr Volk/ ihre Gemeinschaft zu gedenken. Dabei ist die Frage des Vergleichs der beiden Katastrophen, welche schwerer war, vollkommen irrelevant. Das Ausschlaggebende ist die Wahrnehmung des Ereignisses innerhalb der Gemeinschaft und dies ist in beiden Fälle die einer Katastrophe. Die Katastrophen beider großen Bevölkerungsgruppen innerhalb Israels wie auch des jüdischen Israels und der Palästinenser, so verschieden sie sein mögen, müssen der Gerechtigkeit halber in ihrem Vaterland sowohl von der politischen Klasse als auch von beiden gesellschaftlichen Gruppen bzw. beiden politischen Einheiten und Gesellschaften gegenseitig anerkannt werden, sonst kann von Gleichberechtigung und gleicher Teilhabe an einem Staat bzw. einer nachhaltigen Versöhnung keine Rede sein.
Doch ist der Staat Israel leider noch sehr weit davon entfernt, die Katastrophe der arabischen Israelis und der Palästinenser anzuerkennen, im Gegenteil, er tut sein Bestes, um sie auszulöschen zu versuchen, indem er sie z.B. mit dem Nakbagesetz gesetzlich zu verbieten versucht (z.B. durch grundlegende finanzielle Bedrohung). Es existieren auch eine Reihe von Verschwörungstheorien, so daß z. B. die Palästinenser selbst für die Nakba verantwortlich wären, etc.. Jedoch sollte er, wenn es sich tatsächlich um eine Demokratie handelt, dies tun, denn sie ist ein unbestreitbarer Teil seiner Geschichte und der Geschichte eines Teiles seiner (nicht auslöschbaren) Bewohner, die bis zum heutigen Tag fortwirkt. Und dies angesichts der Tatsache, daß die israelische Regierung viel Energie in die Verzerrung des Gedenktages investiert wie auch die rechten Ideologen. Dieser Umstand demonstriert lebendig, wie stark das Verlangen des offiziellen und des (selbstge-) rechten Israels nach einer verzerrten Geschichtsschreibung ist, wie stark man das Andere, das Nicht-Jüdische in der Geschichte des Heiligen Landes (irrationalerweise) als (existenstielle) Bedrohung wahrnimmt.
Die israelische Polizei ging dabei außerdem harsch gegen Aktivisten der israelischen Nichtregierungsorganisation Zochrot vor, indem sie mehrere von ihnen allein für das öffentliche Gedenken in der Form des lauten Lesens der im Rahmen der Nakba vernichteten palästinensischen Orte einkerkerte (wogegen (in der Vergangenheit in Rassismus endende) rechte Demonstrationen wie am Jerusalemtag, die mit Sicherheit Unruhen zur Folge haben, von der Polizei geschützt werden!). Und das OHNE, daß diese ein Verbrechen begangen oder in irgendeiner anderen Form gegen israelische Gesetze verstoßen hatten. Der Grund war lediglich der israelischen Regierung unbequeme Ideen laut auszusprechen. So wurden auch arabische und israelische (v.a. weibliche) Demonstranten durch die (männliche Beamte der) israelische Polizei an den Tagen zuvor in für eine Demokratie nichttolerierbare Weise grob mißhandelt. Das überschreitet - wie so manch Anderes - das Tolerierbare, was noch als "Demokratie" oder gar als "Rechtsstaat" durchgehen könnte...
In den Palästinensergebieten hat der Gedenktag dagegen wie üblich für Unruhen, Verletzte und Tote gesorgt.
Fotos und Impressionen von Kurzreisen durch das Morgenland (Israel, Palästinensische Gebiete etc.). Gedanken und Eindrücke aus weiteren Besuchen im Heiligen Lande. Information und Meinungskampf.
Über mich
- X. B. Liebig
- Germany
- Humanist vielleicht und vielleicht liberal; Menschenfreund im Allgemeinen; reflektierend; angeborener Gerechtigkeitssinn
Kategorien
Israel
(235)
Politik
(200)
alles beim Alten
(153)
Arabistan
(133)
Religion
(133)
Deutschland
(131)
Dank
(123)
Morgenland
(120)
Mittelalter
(115)
kurz bemerkt
(103)
Palästina
(99)
ich fass es nicht
(98)
Der Westen
(87)
aus der Geschichte lernen
(77)
Islam
(74)
Säbelrasseln
(73)
Judentum
(69)
Gesellschaft
(68)
Christentum
(67)
Zukunft
(61)
Fotos
(58)
Gedankenwelten
(56)
USA
(52)
Fortschritt
(50)
Irrtum
(47)
Europa
(46)
Gedanken
(36)
Narretei
(35)
Persien
(32)
Videos
(31)
früher
(27)
Nichts Neues aus der Anstalt
(19)
Hingucker
(18)
Irre im Abendland
(11)
Irre im Morgenland
(10)
Kampfpoesie
(9)
Medienkritik
(3)
Donnerstag, 17. Mai 2012
Der Nakbatag und die Demokratie
Kategorien:
alles beim Alten,
früher,
Gedankenwelten,
Gesellschaft,
Irrtum,
Israel,
Palästina,
Politik,
Zukunft
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Oftgelesen im letzten Monat
-
hat sich exzellent getarnt und verborgen (wie ich schon vor einiger Zeit thematisierte ). Und nun noch mehr davon!
-
Impressionen aus Israel, die mit der jüdischen Religion oder Kultur in Zusammenhang stehen : Foto 1 – Betausstattung vor dem Beginn des...
-
Blick über Dschenin nach Westen Aus Steinen errichtete israelische Straßensperre bei Hebron
-
werden vom Internetportal Al-Hewar Al-Mutamaddin thematisiert, das dafür den Ibn-Ruschd-Preis 2010 verliehen bekommen hat.
-
Was fehlt hier , hier und hier ?
-
bestehen vor allem in sozialen und gesellschaftlichen Konflikten zwischen verschiedenen Abstammungs - und Kulturgruppen der heutigen jüdis...
-
" Die Geschichte widerspricht also dem palästinensischen Narrativ " - kein Zweifel daran. Allerdings scheint der Autor des Artikel...
-
Also ich muß ja sagen, wenn man die Nachrichten zu Israel einigermaßen verfolgt, wird's einem ja echt (irgendwann (ziemlich bald)) kotzü...
-
machen sowohl der Spiegel , das ZDF als auch Telepolis in dem neuerlichen tunesischem Umsturz eine große Gefahr aus. Sie könnten recht da...
-
Oh Gott, da besetzt einer (illegal) fremdes Land und beklagt sich danach, da die Religionsausübung der Besetzten ihn stört . Die israelische...
Oftgelesenes
-
hat sich exzellent getarnt und verborgen (wie ich schon vor einiger Zeit thematisierte ). Und nun noch mehr davon!
-
Christen bilden im Heiligen Land , das politisch auf Israel und Palästina aufgeteilt ist, wie auch dem gesamten Nahen Osten eine von viel...
-
thematisiert WeltOnline in diesem recht interessanten Artikel . Aus den genannten Gründen verweigern wohl so viele den Wehrdienst ... Und ...
-
Einige Eindrücke aud Bethlehem und Umgebung (bei Interesse für arabische Popmusik, kann man das (christlich-) palästinensische Internetr...
-
sieht aus wie Sawsan Chebli !! Eine typische palästinensische Terroristin: ungebildet , unintegriert und ständig mit dem islamischen Spren...
-
wird in Deutschland von mehreren Brauereien entweder für den heimischen oder den Exportmarkt, meist Israel, hergestellt. Es gibt in Deutsc...
-
Impressionen aus Israel, die mit der jüdischen Religion oder Kultur in Zusammenhang stehen : Foto 1 – Betausstattung vor dem Beginn des...
-
Wie ein israelischer Fernsehkanal und die israelischen Tageszeitungen Ha-Aretz und Jerusalem Post wie auch der Standard berichteten, zwa...
-
kann , muß aber ( von Gesetzes wegen ) nicht sein . Von wegen Frauen haben im Iran keine Rechte... Sogar zum Protest gegen das System w...
-
bestehen vor allem in sozialen und gesellschaftlichen Konflikten zwischen verschiedenen Abstammungs - und Kulturgruppen der heutigen jüdis...
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen