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Humanist vielleicht und vielleicht liberal; Menschenfreund im Allgemeinen; reflektierend; angeborener Gerechtigkeitssinn

Dienstag, 15. Mai 2012

IDF - die moralischste Armee der Welt

, wie israelische Politiker gern und stolz verkünden, hat mitnichten die Moral, die sie gern haben sollte, wie durch unabhängige Journalisten, die für israelische Menschenrechtsorganisationen arbeiten, und israelische Medien dokumentiert und auch eine Reihe ehemaliger Rekruten bestätigt wird. Diese haben sogar eine eigene Menschenrechtsorganisation gegründet, die in Deutschland unter 'Breaking the Silence' bekannt ist und regelmäßige sowohl hebräisch- als auch englischsprachige Führungen durch Hebron anbietet. (Natürlich verteidigt die IDF den Staat Israel und hat damit in der Gesellschaft eine wichtige Rolle inne. Unter dem Eindruck des langjährigen politischen Konfliktes, der mit zunehmender ideologischer Schärfe ausgetragen wird (siehe die Extremisierung auf beiden Seiten, auf der palästinensischen Seite in Form der Hamas und auf der israelischen Seite in Form des Rechtsrucks in der Gesellschaft, der sich in der gegenwärtigen Regierungsbesetzung deutlich zeigt), hat aber auch diese Armee eine Reihe ihrer ursprünglichen Prinzipien wenn nicht aufgegeben, sodann zumindest erheblich aufgeweicht. Sie ist von einer Verteidigungs- zu einer Besatzungsarmee geworden, mit welchen Grenzüberschreitungen das auch immer verbunden ist. Unter anderem scheint die IDF federführend in der Bekämpfung (israel- und besatzungs-) kritischer palästinensischer Menschrechtsorganisationen zu sein, womit sie - aus demokratischer und rechtsstaatlicher Perspektive - eine sehr bedenkliche Rolle spielt).

Eine moralische Armee attackiert sicherlich nicht friedliche Demonstranten in brutalster Weise oder beschlagnahmt vollkommen willkürlich und ohne jegliche rechtliche Anordnung Privateigentum wehrloser Familien oder erschießen absolut grundlos, einfach beliebig Palästinenser. Eine moralische Armee versucht auch im öffentlichen Interesse nach besten Kräften, Konfrontationen zu vermeiden, anstatt die Mit-Maschinengewehren-Bewaffneten gegen die Steinewerfer zu "schützen" oder gar bis an die Zähne bewaffnet palästinensische Kinder zu jagen oder (friedlichen!) Demonstranten mit Vergewaltigung zu drohen... Und sie scheint mit allen Mitteln zu versuchen, ein gewisses (und allerdings hoffnungslos geschöntes) öffentliches Bild von sich zu erzeugen, was (zum Glück) manchmal nach hinten losgeht...


Sicherlich sind die Mehrzahl der Soldaten gewissenhafte Menschen. Es scheint jedoch auch eine erhebliche Anzahl von skrupel- und gewissenlosen Mitgliedern, wie Shalom Eisner, zu geben, für die unangemessene und brutale Grenzüberschreitungen, die (nach der gegenwärtigen Evidenz leider) keine "Einzelfälle" sind, da sie seit langem vorkommen, zum normalen Dienst gehören. So haben auch israelische Militärrabbiner Vergewaltigung im Krieg als erlaubt erklärt.

Es bleibt zu hoffen, daß die israelische Armee durch den ausgelösten PR-Gau im April 2012 ausreichend öffentlichen Druck bekommt, um die Tiere in ihren Reihen zu zämen bzw. besser noch zu entfernen. Weder die Armee noch die israelische Regierung, auf die derartige (glücklicheerweise!) an die Öffentlichkeit gelangte Fälle letztendlich zurückfallen, tun sich einen Gefallen mit derartigen vollkommen unnötigen Vorfällen.Wörtlich übersetzt bedeutet "IDF" "Israelische Verteidigungsstreitkräfte", dabei ist klar, daß sie die Moral sicherlich nicht verteidigen.

Israel wäre es zu wünschen, eine moralische Armee zu haben, denn das würde dem israelischen Staat eine Reihe überflüssiger Probleme ersparen, von denen er sowieso im Überfluß besitzt, doch scheint der Weg dorthin noch lang zu sein. Ein deutlicher Hinweis auf die Länge des noch zurückzulegenden Weges sind die israelischen Kriegsdienstverweigerer, die trotz der Aussicht auf längere Haftstrafen ihrem Gewissen folgen.

P.S. Aber es gibt auch etwas Licht am Ende des Tunnels, manchmal zeigt die Armee (allerdings) armseelige Bemühungen, Schlimmeres zu verhindern.

Weitere dokumentierte Vorkommnisse (Fotos & Videos):
5. August 2012:  +972mag.com: WATCH: IDF Lt. Col. rams rifle in face of activist
3. September 2012 - Haaretz: Border Police caught on video beating elderly Palestinian man
24. September 2012: +972mag.com: WATCH: IDF turns blind eye to settlers throwing stones at Israeli activists
24. März 2013: +972mag.com: IDF bricht palästinensisches Protestlager ab
10. April 2013: IDF nimmt in Hebron einen von einem national-jüdischen Extremisten attakierten Palästinenser fest und läßt den Angreifer mit dem Verweis auf den Schabbat laufen
2. Mai 2013: die israelische Armee eskortiert und schützt Siedler während diese Übergriffe auf palästinensische Felder und Häuser vornehmen 

Woher israelische Soldaten ihr Weltbild bekommen, ist mehr als zweifelhaft.
Auf den Webseiten mehrerer israelische Menschenrechts- und Friedensorganisationen (die Kategorie "Menschenrechte und so..." an der rechten Seite des Blogs enthält eine umfangreiche Liste von diesen) kann man erschütternde Zeugnisse von ehemaligen israelisch-jüdischen Soldaten über die "Moral" der israelischen Armee lesen:

- Die israelische Organisation "Breaking the Silence" bietet eine umfangreiche Datenbank derartiger Zeugnisse
- Die palästinensisch-israelische Organisation "Kämpfer für Frieden" bietet mehrere persönliche Zeugnisse:

Idan Barir: "As an Israeli I feel so ashamed that our army tells lies." - "Ich fühle mich als Israeli so unglaublich beschämt, daß unsere Armee Lügen verbreitet."
Bassam Aramin: "On 16th January 2007, my 10-year-old daughter, Abir, was shot in cold blood by an Israeli soldier while standing outside her school with some classmates. The children hadn’t even been throwing stones.", "The case is not yet closed, but it is unlikely that justice will be done. The position of the state is shameful, and in court no humanity was shown. The soldier responsible has not even been identified." - "Am 16. Januar 2007 wurde meine zehnjährige Tochter Abir von einem israelischen Soldaten kaltblütig erschossen, als sie mit Klassenkameraden in der Nähe ihrer Schule gestanden hatte. Die Kinder hatten nicht einmal Steine auf die Soldaten geworfen.", "Die gerichtliche Verhandlung ist noch nicht beendet. Die Position des israelischen Staates ist beschämend, und im Gericht wird keine Menschlichkeit gezeigt. Der verantwortliche Soldat wurde nicht einmal identifiziert."
Oren Kalisman: "The word ‘revenge’ was never used, but it was clear to us that we were avenging the soldiers’ deaths. The hard part for me was realising that our army was acting out of revenge" - "Das Wort 'Rache' wurde nie benutzt, aber es war klar für uns, daß wir den Tod der Soldaten rächen sollten. Das Schwierige daran war für mich zu verstehen und mir einzugestehen, daß unsere Armee aus Rache handelt."

Die vielfältigen moralischen Verfehlungen israelischer Soldaten, die manchmal fast lächerlich anmuten, wurden in israelischen Medien breit dokumentiert und diskutiert: egal ob sich junge Soldatinnen gegenseitig in Unterwäsche fotografieren und die Ergebnisse ins Internet stellen oder im Gangnam-Stil auf palästinensischen Hochzeiten tanzen (Video am Ende der Seite), die Reihe ist lang.

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