zum neuerlichen Anschlag in Alexandria besteht darin, daß man sich sogleich in absolut schwachsinnige Verschwörungstheorien flüchtet statt zu versuchen, das Problem zu thematisieren und am Schopfe zu packen (anderes Video hier). Alles weist darauf hin, daß der Anschlag von (moslemischen) Terroristen begangen wurde, die Mubarak wohl nicht so im Griff hat, wie er es gern verkündet. Der Zorn der Kopten entlädt sich verständlicherweise gegen ihn und seine Mannen und es kam zu Randalen.
Doch was mutmaßt die mehr oder weniger gebildete moslemische ägyptische Volksseele über die Verantwortlichen? Was wohl? Natürlich, es ist doch GANZ KLAR, daß der Mossad der Täter bzw. zumindest der Organisator und Urheber war, um die beiden Religionen in Ägypten gegeneinander aufzuspielen und einen Bürgerkrieg hervorzurufen. Es waren doch keine moslemischen Terroristen dafür verantwortlich, ach nein, nie, wie denn, der Mossad war's - natüüüürlich!! Außerdem ist es zutiefst logisch, daß der Mossad nichts besseres zu tun hat, um in einem der beiden einzigen Nachbarländer, mit dem Israel einen langjährigen Friedensvertrag hat, einen Bürgerkrieg zu erschaffen. Der Mossad hat ja natürlich KEINERLEI andere Probleme...
Derartig dümmliche, absolut mittelalterliche Verschwörungstheorien wie diese sprießen in der arabisch-islamischen Welt (über den Rest der islamischen Welt kann ich wenig sagen, da ich zu wenig Einblick dort habe), die eines der geringsten Bildungsniveaus unter den Regionen der Welt besitzt, leider viel zu oft und zu leicht ins Feld.
Gut, die durchschnittlichen Bürger dieser Länder tragen keine direkte Verantwortung dafür, daß das Bildungssystem so ist, wie es ist, aber sie sind natürlich geprägt durch dieses. Böswillige Zungen würden behaupten, daß die örtlichen Regime damit das Volk absichtlich dumm halten, damit es nicht zu kritisch wird... aber soweit möchte ich nicht gehen... (obwohl es nicht unplausibel erscheint)
Die Frage ist nun vor allem, ob es ein Einzeltäter war oder eine Gruppe und ob es sich um inländischen, d.h. hausgemachten Terrorismus oder wirklich um ausländische Verantwortliche handelt. Einen Einzeltäter zu beschuldigen, ist natürlich für die Regierung äußerst nützlich. Zumindest ist stark zu hoffen, daß die deutschen Sicherheitsorgane die Lage im Griff haben...
Das einzig Gute an der ganzen Sache ist die Aufmerksamkeit (mehr als 1000 Artikel in Google.news am Abend des 2.1.2011, öffentlich-rechtliche Berichterstattung, etc.), die dem orientalischen Christentum durch dieses Attentat zuteil wird, und daß die Welt für ihre nicht ganz einfache Lage sensibilisiert wird. Die Aufmerksamkeit wird wohl leider nicht lang anhalten, aber in der Dunkelheit ist auch ein Strohfeuer besser als kein Feuer... Ob sie reicht, eine Verbesserung der allgemeinen Lage der orientalischen Christen in Ägypten zu erreichen, ist aber wohl leider eher unwahrscheinlich.
P.S. Die schwachsinnigen Reaktionen mancher unwissender deutscher Politiker auf die Sache, die z.B. augenblicklich eine Parallele zu Erdogans Innenpolitik (!!!) oder Verknüpfungen zum Euro-Islam und zu "christenfrei"en Staaten sehen, sind nicht weniger mittelalterlich... Was man schon einmal betonen muß für diese Herren: sicherlich ist das Bildungsniveau in Ägypten unterdurchschnittlich, sicherlich haben viele Menschen eine gewisse Empfänglichkeit für nicht ganz so rationale (und leider meist politisch motivierten) Verschwörungstheorien, aber die überwältigende Anzahl der Moslems dort (d.h. sicherlich mindestens 95%) sind vollkommen friedvoll, würden nie auf die Idee kommen, sich einer Bombe auch nur zu nähern, geschweige denn selbst eine zu bauen oder gar zur Detonation zu bringen. Das sei den deutschen Wirrköpfen einmal gesagt.
P.P.S. Mubarak sah ganz und nicht gut aus in seinem Medienauftritt...
Nun, das neue Jahr fängt ja toll an...
Ganz zum Schluß unkommentiert noch einige israelische Meinungen zum Thema (siehe v.a. die Kommenatre am Ende).
Fotos und Impressionen von Kurzreisen durch das Morgenland (Israel, Palästinensische Gebiete etc.). Gedanken und Eindrücke aus weiteren Besuchen im Heiligen Lande. Information und Meinungskampf.
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Sonntag, 2. Januar 2011
Eine populäre ägyptisch-moslemische Perspektive
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