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Humanist vielleicht und vielleicht liberal; Menschenfreund im Allgemeinen; reflektierend; angeborener Gerechtigkeitssinn

Sonntag, 6. Februar 2011

Aufstand in Ägypten: wirtschaftliche Auswirkungen

sind schon zu bemerken, was nicht "nur" die (westliche) Lebensader Suezkanal, die weltwirtschaftlich von grundlegender Bedeutung ist, mit sämtlichen entsprechenden Implikationen sondern auch Gas- bzw. Öltransportinfrastruktur betrifft und Israel faktisch direkt bedroht und insgesamt die Region erschüttern können. Wer weiß, was noch folgt...

Beobachter konstatieren dem Land, daß es "sich in den Ruin protestiert", die heimische Wirtschaft ist offensichtlich völlig zusammengebrochen, allein schon die Internetabschaltung hat Verluste in die Millionen verursacht, wie auch HeiseOnline abschätzt. Die Tourismusbranche wird nachhaltig beeinträchtigt werden und den Ölpreis hat es auch schon betroffen und könnte so in der Tat weltweite wirtschaftliche Auswirkungen haben...Daß westliche Aktienmärkte auf solche Vorgänge durchaus reagieren, also auch die deutschen, und diese recht eng zusammenhängen, wurde in den vergangenen Jahren (leider/ zum Glück?) ziemlich offensichtlich, Experteneinschätzungen sind (noch) positiv. Ägypten ist halt nicht nur politisch ein regionales Schwergewicht...
Interessanterweise ist das genau das Gegenteil eines der zentralen Anliegen der Aufstände: Verbesserung der wirtschaftlichen Lage, gegenwärtig zumindest ist das Gegenteil eingetreten.


Außerdem: Einbruch der Exporte, Aussetzen der (deutschen) Rüstungslieferungen, Einbruch der Importe (d.h. also der deutschen Exporte oder auch der österreichischen!), andererseits vermehrte Lebensmittelimporte um das heimische Preisniveau niedrig zu halten, Probleme mit der Bargeldversorgung, Börse geschlossen, Auslandsinvestitionen laufen auf Sparflamme (auch die deutschen) und die Investoren verschreckt, hohe Baumwollpreise. Und die Wogen könnten bis nach Österreich oder Deutschland schlagen, wenn es ganz arg kommt und mehrere Wirtschaftsbereiche bis hin zur Energiebranche betreffen... Eine nachhaltige Verunsicherung der Wirtschaft in Ägypten bzw. Nordafrika würde genau in die falsche Richtung gehen und die Demonstranten hätten in ihrem Eifer den Ast wenn nicht ab-, aber zumindest ziemlich angesägt, auf dem sie sitzen bzw. den sie (mittels des Aufstandes) erreichen wollten.

Zwar öffnen die Banken am 6.2.2011 wieder, jedoch befürchten Analysten, daß das Ägyptische Pfund unter Druck geraten könnte, was die Inlandspreise je nach Ausmaß mehr oder weniger kräftig erhöhen dürfte, und der Ast damit vollends abgesägt würde...

Zumindest bestehen eine Reihe von Risiken, die die gegenwärtigen Probleme noch (wesentlich) vergrößern könnten (und damit den neuen Regierungen so demokratisch sie auch gewählt sein mögen anhaltende bzw. wiederaufkeimende Problem bescheren könnten). Binnenwirtschaftlich sind die Auswirkungen noch nicht abzuschätzen, eine Frage ist auch, wie sich die (wirtschaftliche) Rolle des ägyptischen Militärs entwickeln wird.

Kleine interessante Beobachtung am Rande...

Wie Euronews am 10. Februar berichtet, ist die Wirtschaft des Landes in der Tat von den Protesten enorm geschwächt (Die täglichen Kosten werden auf 230 Millionen Euro geschätzt!!!). Der österreichische Standard bietet ein exzellentes Dossier zum den durchaus komplexen wirtschaftlichen Auswirkungen der Unruhen im Nahen Osten, dabei unter anderem Analysen zu den vielschichtigen Auswirkungen für Ägypten, Libyen, den Welthandel oder den Ölpreis und die Benzinpreise. Auch die Deutsche Welle thematisiert die Komplexität der Implikationen und Konsequenzen für eine Reihe wirtschaftlicher Bereiche wie Auslandsinvestitionen oder Wüstenstromprojekte.

So. Der 15. Juli 2011. Ein knappes halbes Jahr später. Demokratien gibt es immer noch nicht in den arabischen Ländern, dafür aber massive wirtschaftliche Schäden, denn die Touristen bleiben aus, sowohl in Ägypten als auch Tunesien. Nun, der Volksmund wußte es: Was des einen Leid, ist des anderen Freud: zumindest gibt es ein tourismuswirtschaftliches Konjukturpaket für die arg gebeutelten EU-Mitgliedsstaaten Spanien und Griechenland, die profitieren massiv. Also hatten die Aufstände doch etwas unmittelbar Gutes für Europa - Gott sei Dank!

Dieses Phänomen wäre ein triftiger Grund, doch keine Panzer an Saudi-Arabien zu liefern: das Regime wird durch Aufstände destabilisiert und ein Bürgerkrieg bricht aus, die Ölförderung wird eingestellt, der Ölpreis verdoppelt sich - ein Konjunkturpaket für die restlichen Förderländer, u.a. für den armen Irak! Es lebe die Substitution!

November 2011: mit Ruhe wird alles gut... mit Ruhe und Allahs Segen...

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